Xiii. Iapà n. 827
der Sinto-Religion, die neben einem einzigen höchsten
Wesen, das über den Wolken thront, noch viele Untergötter
zahlt. Sie verehren mtd) böse Geister; überhaupt herrscht
unter dem gemeinen Volke viel Aberglaube. Der größte
Theil der Gelehrten neigt sich der Vd)rc des Konfuzius
zu. Die Ainos haben zwei oberste Götter; der gute bewohnt
die Sonne- der böse den Mond. — Die Japaner haben
im Aenßcrn viel Aehnlichkeit mit den Chinesen; doch sind
sie etwas kleiner und magerer,'als diese. Die Hautfarbe
ist bräunlichroth, der Kopf groß, der Halz kurz; die Kopfhaare
sind von dunkelbrauner Farbe, die Augen glänzend schwarz.
Was den National-Charakter betrifft, so werden sie als ein
wißbegieriges, verständiges, vorsichtiges, fleißiges und in
Handarbeiten geschicktes, höfliches, sehr reinliches, gehorsames,
gerechtes, ehrliches und tapferes Volk gepriesen, das aber von
Argwohn, Stolz und Aberglaube nicht frei ist. Selbstmord,
hauptsächlich ans gekränktem Stolze, kommt häufig vor, und
der Zweikampf besteht in diesem Lande darin, daß beide
Gegner sich den eigenen Bauch aufschlitzen und so sterben.
§. 977. In Ansehung der Geistesbildung übertreffen
die Japaner alle asiatische Völker, selbst die Chinesen. Jeder
von ihnen kann lesen und schreiben, kennt die Gesetze seines
Vaterlandes und ist in der vaterländischen Geschichte »md
Erdkunde bewandert. Man findet viele Gelehrte; besonders
werden Religionsphilosophie, Moral, Landesgcschichte, Botanik,
Arzneiülnst und Astrologie eifrig betrieben. Bereits seit
dem Jahre 1206 sind sie im Besitze der Bnchdruckerkunst,
jedoch mit unbeweglichen Lettern; cs gibt niedere und höhere
Schulen — zu Miako auch eine Hochschule — und zahlreiche
Bibliotheken. — Die Poesie ist geachtet; schöne Holzschnitte
und kunstreiche Malereien »vcrdcn verfertigt.
§• 978. Fleiß und Betriebsainkeit schmücken den Japaner
in hohem Grade; ihn beschäftigen Land- und Bergbau, Seidcn-
zucht »md Fischerei eben so sehr, als Gewerbe und Handel.
Die Seidenlvebercien liefern sehr schöne Zeuge; weniger gut si»»d
die Baumwollenwaaren. Die Säbelklingen stehen iti guten*
54*
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Xi Tibet,
821
groß; die vornehmsten heißen Ku tuchtu's, die, so chelos
in Klöstern leben,' Gylong's. Man zählt kiele Tausende
solcher Klöster — auch Nonnenklöster — und hat Ln .einem
einzigen 3700 Mönche gefunden.. Miele Bilder schmücken
die Tempel; aber Anbetung derselben findet nicht- Statt,
sondern ist nach den Vorschriften der Buddha-Religion ver-
boten. — Die Tibetaner sind von starkem Körperbaue,
Haare und Augen schwarz; die Hautfarbe' ist bräunlich, auch
kupferröthlich? Sie werden alö ein sanftes, harmloses, freund-
liches, fried- .und dienstfertiges und mäßiges Volk geschildert,
das sich zugleich durch große Thätigkeit und Biederkeit aus-
zeichnet. Raub und Mord, Gewaltthätigkeiten und Blut-
vergießen sind bei ihm ganz unbekannt.
'§. 968. Bildung und eine ziemlich hohe Kültur kann den
Bewohnern dieses Gebirgslaudes nicht -abgesprochen werden.
Seit undenklichen Zeiten ist die Buchdruckerknnst bei -ihnen
eingeführt, und sie besitzen eine.reiche Literatur, besonders in
-der Theokogi'e, Heil- und Sternkunde, 'Geschichte u. s. w.
Es gibt viele Klosterschulen; zwölf lstchere Lehranstalten blühen;'
es fehlt. nicht an bedeutenden- Büchersammlnngen. In der
Bildhauerkunst', haben sie es ;it einem hohen Grade der Voll-,
kounuenheit. gebracht. -— Landbau und. Viehzucht sind Haupt-
beschäftigungen; der Gewcrbfleiß aber liefert Seiden- und
Wollenzeuge, Papier, Waffen, Holzwaaren u. a. Ein leb-
hafter Verkehr findet Statt mit'-den angrenzenden Ländern;
besonders werden Pferde, seidenartige, silberweiße Uakfchwcife,
Wolle, Moschus, Borax, Goldstaub und Salz ausgeführt.-.—
Die beiden Groß-Lama's beherrschest das eigentäche Tibet;
das weltliche Oberhaupt in Butan aber ist ein Radscha.
Sie stehen unter der Schutzherrschaft des Kaisers von China,
welchem alljährlich reiche Geschenke zugehen.
§. 969. Hlassa (Lassa), die ansehnliche. Haupt-
stadt, des Landes und die Residenz des Dalai-Lama,-liegt, von
einer steinernen Ringmauer umgeben, etwa in der.mitte des
Landes in einer großen,' fruchtbaren Thalebeue, hat viele
Klöster und Tempel und mehrere höhere Uuterrjchtsanstalten
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744
Die einzelnen Länder Asien's.
und Ziegen gefunden, und von 3) wilden Thieren gibt's
wilde Schweine, Hirsche, Hansen, Gazellen und Raubwild
(Löwen, Tiger, Hyänen u. a.) Unter 4) dem Geflügel sind
Strauße und Perlhühner zu bemerken; das Land hat 5) eß-
bare Heuschrecken, das Meer 6) vielerlei Fische und
7) Perlenmuscheln. Der Ertrag der Perlenfischerei im
persischen Meerbusen wird jährlich zu 2,700,000 Gulden
angegeben. — 1!. Das Pflanzenreich. In den meisten
Gegenden gedeiht 1) die Dattelpalme; das südwestliche
Arabien ist nebst Abyssinien das Vaterland 2) des K a f f e b a u m e s, '
und der Mokka-Kaffee gilt für den besten auf Erden. 3) Bal-
sam, Manna, Weihrauch, Sennesblätter, Gummi, Aloe,
Tamarinden u. a. sind wichtige Artikel des Verkehrs; auch
die Erzeugnisse des warmen und gemäßigten Himmelsstriches,
als 4) Getreide, Gartengewächse, edles Obst, Baum-
wolle, Taback, Indigo u. v. a. werden gefunden. — (1 Das
Mineralreich. Das Land hat 1) Eisen, 2) Blei,
3) verschiedene Arten von Edelsteinen und 4) Steinsalz.
§. 864. Die Zahl der Einw. wird zu 12 Mill. ange-
geben. Das wichtigste unter den Völkern dieser Halbinsel
sind die Araber, zugleich das einzige einheimische Urvolk.
Außer diesem bewohnen Türken, Banianen (ein Hindu-
Stamm), Neger (als Sklaven), Europäer und Juden
das Land. — Die Hauptsprache ist die arabische und
in vielen Mundarten über einen großen Theil Asien's und
Afrika's verbreitet. — In Arabien stand die Wiege des
Islam (d. h. des Heils), des Islamismus (16. Juli
622 — die Heg ira (Hedschra) als Ansang der arabischen
Zeitrechnung), und daher bekennt sich sowohl das Hauptvolk,
als auch die Türken zu Mnhameds Lehre (§. 814.) Wie
in andern Religionsbekenntnissen, so gibt cs auch unter den
Bekcnnern des Islam mehrere Sekten, suntcr denen besonders
die W a Habiten (Wacha bi ten) in Nedsched bemerkens-
werth erscheinen. Ihr Name stammt von Abdul Wahab,
der um 1770 als Reformator des Muhamcdismus auftrat.
Sie glauben nicht an Muhamedö göttliche Sendung, sondern
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V. Die vereinigten Staaten.
971
friedliche Verträge bestimmt, mehr in das Innere und die
Landstrecken jenseits des Missisippi zurückgezogen, wo sie, ein
kräftiger, abgehärteter und kriegslustiger Meuscheuschlag, meist
von Jagd und Fischfang leben. Einige Stämme haben sich
auch zwischen den europäischen Ausiedlungen niedergelassen,
bekennen sich zum Christenthum, treiben Ackerbau und werden
sich so nach und nach zu einer höher« Kultur erheben. Die
Anzahl der Indianer vermindert sich immer mehr; manche
Stämme sind schon ausgestorben, andere dem Erlöschen nahe.
Mit dem Jabre 1607 begannen die Einwanderungen der
Europäer; die ersten unter denselben waren Engländer,
denen später Deutsche, Schweizer, Franzosen, Nie-
derländer und Schweden gefolgt sind. Und so besteht
denn gegenwärtig die Hauptmasse der Bewohner aus den
Abkömmlingen dieser europäischen Ansiedler und aus neuen Ein-
wanderern, die noch alljährlich ans unserm Erdtheile zuströmen.
In den südlichen Staaten wird die Sklaverei noch geduldet,
und Neger als Sklaven sind daher in diesen Gegenden zahlreich.
— Am meisten verbreitet ist die englische Sprache; sie
gilt als Staatssprache. Doch nicht allein in einzelnen
Ortschaften, sondern selbst in ganzen Distrikten hört man die
deutsche und eben so die französische Sprache. — Es
herrscht eine unbeschränkte Glaubensfreiheit; eine Staats-
Religion gibt es nicht. Jeder Verehrer des einzigen wahren
Gottes, sei er nun Christ oder Jude oder Mnhamedaner —
bekenne er sich zu einer Kirche oder Sekte, zu der er nur
immer wolle, ist im Genusse aller bürgerlichen Rechte, und
die Anhänger der verschiedenen christlichen Bekenntnisse, so wie
Inden und Heiden leben in diesem Lande friedlich neben und
unter einander. Hier gibt es außer Katholiken, (1 Mill.),
Lutheranern (600,000), Reformirten (500,000),
Episkopalen (500,000) und Presbyterianern (2,200,000)
noch eine ansehnliche Menge von christlichen Secten, zu denen
Baptisten (4% Mill.), Mennoniten und Methodisten
(3 Mill.), Kongregationalisten (i1/, Mill.), Univer-
salsten (600,000), Christianer (300,000), Unitarier
63*
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90
Oskern abgelernten atellanischen Possenspiele, wie sie wahrscheinlich in
der Stadt Atella in Kampanien gewöhnlich waren.
Auch ließ man zur Abwehr der Pest durch den Dictator L. Man-
lius Jmperiosus einen Nagel in die Tempelwand des capitolini-
schen Jupiters einschlagen. Da der nur zu diesem Geschäft gewählte
Dictator aber auch eine Trnppenanshebung halten wollte, zwangen ihn
die Volkstribunen zur Niederlegung seines Amtes und forderten ihn im
Jahr 362 v. Chr. wegen seiner Strenge vor Gericht, ihm auch die
schlechte Behandlung seines auf dem Lande lebenden Sohnes, Titus
Man lius, vorwerfend. Voll Unwillen beschloß der Jüngling öffent-
lich zu zeigen, daß er es mit seinem Vater und nicht mit dessen
Feinden halte. Mit einem Dolche unter dem Kleide ging er früh zur
Stadt, gerade vor das Haus des Tribuns Marcus Pomponius, der
ihn sogleich vorließ. Nach gegenseitiger Begrüßung sagte Manlius, er
habe etwas mit ihm ohne Zeugen zu sprechen. Kaum waren sie beide
allein, als der Jüngling den Dolch zog und ihn auf der Stelle zu
durchbohren drohete, wenn er nicht eidlich ihm versicherte, die Klage
gegen seinen Vater Lucius Manlius zurückzunehmen.
(Siehe die Abbildung N= 19.)
Der Tribun, der den Stahl des tollkühnen starken Jünglings vor
seinen Augen blitzen sah, schwur den verlangten Eid und gab seine
Klage auf. Das Volk aber belohnte diese That kindlicher Liebe damit,
daß es den jungen Mann zum Kriegstribun ernannte.
In demselben Jahr 362 war wahrscheinlich durch eine vulkanische
Erschütterung auf dem Markte zu Rom eine weite Kluft von unermeß-
licher Tiefe entstanden, die man auszufüllen vergebens versuchte. Nach
dem Aussprüche eines Sehers mußte in diesen Abgrund das beste Gut
des römischen Volkes geworfen werden, wenn man dem Staate seine
Dauer sichern wollte. Da man hierüber in Ungewißheit war, so trat
ein edler Jüngling, Marens Curtins, hervor und fragte, ob es
für Römer ein höheres Gut gebe, als kriegerische Tapferkeit. Darauf
weihete er sich zum Opfer für die Götter der Unterwelt, schwang sich
in voller Rüstung auf sein herrlich geschmücktes Roß und sturtzte sich
in den Schlund, an dessen Stelle nachher der curtische See ent-
standen seyn soll.
(Siehe die Abbildung N= 20.)
Da sich schon damals viele Plebejer durch die auf Wochenmärkten
und Sammelplätzen erschlichene Stimmenmehrheit zu Staatsämtern
drängten, so machte der Bürgertribun Cajus P otelius, auf Betrieb
der Patricier, einen Gesetzvorschlag gegen ungebührliche Amtsbewerbung
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Extrahierte Personennamen: Titus
Man_lius Marcus_Pomponius Manlius Lucius_Manlius Marens_Curtins Cajus_P
96
schlafenden Feinde. Zwar wurde er in der Mitte ihres Lagers entdeckt,
entkam aber glücklich, da das Geschrei seiner Schaar den vom Schlafs
betäubten Feinden eine solche Bestürzung einjagte, daß sie die Eilenden
nicht verfolgen konnten. Mit Tagesanbruch (das Dunkel der Nacht
sollte solche Tapferkeit nicht verhüllen) hielt Decius seinen Einzug in
das Lager des Consuls, wo er als Retter begrüßt und durch öffent-
liches Lob geehrt wurde. Zur Belohnung erhielt er einen goldenen
Kranz und hundert Ochsen, nebst einem auserlesenen weißen, fetten
Stier mit vergoldeten Hörnern. Die Theilnehmer seiner That bekamen
auf immer die doppelte Portion Getreide, jeder einen Ochsen und
zwei Rocke. Die Legionssoldaten setzten dem Decius einen Graskranz
auf, womit die Rettung ans der Einschließung belohnt zu werden
pffegte; dann brachte ihm jeder ein Pfund Korn und ein Maas Wein.
Nachher wurde bei Suessula gekämpft, wo Valerius das feindliche
Lager eroberte und unermeßliche Beute (-40,000 Schilde, 170 Fahnen)
machte. Beide Consuln feierten einen glänzenden Triumph; Decius,
in den Gesängen der Soldaten verherrlicht, folgte ihnen zu Fuß.
Wahrscheinlich in Verabredung mit den Plebejern empörte sich die
in Kapna stehende römische Besatzung und rückte auf Rom los. Schon
hatten die Aufrührer bei Alba ein festes Lager bezogen und gewaltsam
einen Anführer ernannt, als ihnen M. Valerius als Diktator entgegen-
zog und Amnestie (Verzeihung und Vergessenheit des Geschehenen)
ankündigte, worauf sie zum Gehorsam zurückkehrten. Der Senat aber
gestand ihnen zu, daß keines Soldaten Namen ohne seinen Willen
aus der Liste gestrichen, und kein Kriegstribun wieder Hauptmann
werden solle. Nach Wiederherstellung der innern Ruhe kam im I. 341
mit den Samnitern ein Friedens- und Vertheidigungsbündniß zu Stande,
weil die Römer Latiums wachsende Macht fürchteten.
Xiv.
Latiums Unterjochung.
Die Latiner setzten als selbstständige Nation den Krieg mit den
Samnitern allein fort; die Römer traten zwischen beiden als Vermittler
auf. Latinische Gesandte kamen nach Rom und erklärten im Namen
ihres Volkes im Senate, daß, wenn eine wahre Verbindung zwischen
ihnen als zweien völlig freien und gleichen Völkern bestehen solle, die
Hälfte des Senats aus Latinern bestehen, und ein Consul aus ihrem
Volke gewählt werden müsse. Eben so sey auch die Zahl der Tribus
zu verdoppeln und die Besetzung der übrigen Magistrate zu thcilen.
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gehindert zu werden, stiegen etwa 35,000 Mann beim Vorgebirge des
Apollo unweit Utika ans Land und befestigten auf nah gelegenen Hü^
geln ein Lager. Nach einer etwas dichterifchen Darstellung fragte
Scipio, als die Küste vor ihm lag, wie das nächste Vorgebirge hieße?
Auf die Antwort: das Vorgebirge des Schonen! rief er: »Die Vor-
bedeutung ist gut: lenket die Schiffe darauf zu!« In der Nahe des
römischen Lagers stand Hasdrubal mit 27,000 Mann und 140 Ele-
phauten im Lager. Hinterlistig beredete ihn Masinissa, seinen Sohn
Hanno mit einer Rciterabtheiluug nach Utika zu schicken, nachdem er
schon heimlich dem Scipio gerathen hatte, eine Truppenabtheilung in
einen Hinterhalt zu legen. So wurden jene abgeschickten Karthager
von den Römern und Numidiern überfallen und Hanno selbst gefangen
genommen. Masinissa wechselte ihn aber gegen seine Mutter aus, die sich
noch in Karthago befand. Utika konnte Scipio trotz aller Anstrengung
nicht erobern. Er mußte daher, ohne in dem Besitz eines festen Platzes
zu seyn, fein Winterlager (Castr-a Cornelia) auf einer Landzunge östlich
von Utika auffchlagen. Jetzt fing Syphar an, die Sache der Kar-
thager eifriger zu unterstützen, und erschien mit 50,000 Mann zu Fuß
und 10,000 Reitern, welche in Hasdrubals Nähe ein Lager bezogen.
Anfangs suchte er Friedensunterhandlungen einzuleiten und Scipio schien
auf seine Vorschläge einzugehen, schickte aber nur deshalb Abgeordnete
in das karthagische und numidische Lager, um deren Lage und Be-
schaffenheit ausspähen zu lassen. Darauf rückte er in der Stille der
Nacht vor, steckte die Baraken der Feinde in Brand und richtete bei
der plötzlichen Verwirrung eine große Niederlage an, der bald eine
zweite folgte. Auch Syphar, durch eine Empörung aus Masinissa's
Besitzungen vertrieben, gerieth in dessen Gefangenschaft. Der Anblick
des gefesselten Königs bewog auch die Hauptstadt Cirta, sich dem
Sieger zu ergeben. Hier fand er seine ehemalige Braut, des Syphar
Gemahlin Sophonisbe, die ihm in der Vorhalle der Burg entgegen-
trat und ihren neuen Gebieter kniefällig um die Gewährung der ein-
zigen Bitte anstehete, über sie als seine Gefangene nach eigenem Willen
zu schalten, sie aber nie der übermüthigen und grausamen Willkühr
eines Römers preiszugeben; habe er kein anderes Mittel, möge er sie
wenigstens durch den Tod retten. Sophonisbe war außerordentlich
schon und in blühender Jugend. Das Herz des Siegers wurde nicht
blos von Mitleiden, sondern auch von neu erwachter Liebe zu seiner
Gefangenen bew gt. Er bot ihr versöhnt die Rechte und führte sie
in den Pallast.
(Siehe die Abbildung 40.)
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Extrahierte Personennamen: Scipio Scipio Hanno Scipio Scipio Hanno Utika Scipio Scipio Cornelia) Scipio Scipio Sophonisbe
128
den Oberbefehl, der auch Utika entsetzte und den Empörern eine
ziemliche Niederlage beibrachte, die den gesunkenen Muth der Karthager
anfrichtete. Allein auf dem Marsche in einer Gebirgsgegend wurde er
plötzlich von den ihm zur Seite nachziehenden Söldnern und Numi-
diern eingeschlossen und geriet!) in die größte Gefahr. Unter diesen
Numidiern befand sich ein vornehmer Jüngling, Narvasus, ein
heimlicher Freund der Karthager und stiller Bewunderer des Hamilcar.
Von hundert Reitern begleitet näherte sich der Numidier, der den
großen Feldherrn zu sehen wünschte, dem panischen Lager und begehrte
Einlaß. Um den Wachen jede Bedenklichkeit zu benehmen, übergab
er sein Roß und Geschoß den Begleitern und ging unbewaffnet, zur
Bewunderung aller Karthager, nach Hamilcars Zelt, wo er seine Ab-
sicht, mit ihm den Bund der Freundschaft zu schließen, erklärte. Ha°
milcar, über diese unerwartete Hülfe hocherfreut, nahm ihn sehr wohl-
wollend auf und versprach ihm, wenn er in der Treue gegen Karthago
beharre, seine Tochter zur Gemahlin.
lsiehe die Abbildung Ix- 29.)
Nachdem sie den Bund geschlossen hatten, führte Narvasus sogleich
gegen 2000 numidische Reiter in das karthagische Lager, mit welchen
verstärkt Hamilcar das Heer der Empörer schlug. Auch leistete Nar-
vasus nachher noch in diesem Kampfe der Verzweiflung die treuesten
Dienste. Erst im vierten Jahre gelang es der Republik, die Ober-
hand zu gewinnen. Gleichzeitig war in den karthagischen Kolonien auf
Sardinien eine ähnliche Empörung ausgebrochen. Die dort stehenden
Söldlinge kreuzigten den punischen Feldherrn Hanno, ermordeten grausam
alle Karthager, bemächtigten sich der Srädre und machten sich zu
Herren der Insel. Es entstand aber bald zwischen ihnen und den
Sardern Uneinigkeit, wobei die letztem die Oberhand behielten. Die
karthagischen Rebellen ergaben sich den Römern und diese nahmen die
ganze Insel in Besitz, im I. 238. Auch Korsika, das zwar die Kar-
thager nie völlig besessen haben, das aber doch als eine ihrer Pro-
vinzen erscheint, siel damals in die Gewalt der Römer. Jede Insel
erhielt einen Prätor zum Statthalter. Die Sarder erhoben aber, wahr-
scheinlich von Karthago dazu gereizt, gegen die neue Herrschaft die
Waffen und erneuerten auch, nach ihrer scheinbaren Unterwerfung im
Jahr 235, wo auf kurze Zeit der Janustempel zum Zeichen des all-
gemeinen Friedens, nach Ruma zum zweiten Male, geschlossen wurde,
den Kampf. In diesen Kriegen bediente sich der Consul M. Pom-
ponius Matho großer abgerichteter Hunde, wie einst die Spanier in
Meriko und Peru, um die flüchtigen Sarder in den Gebirgen zu hetzen.
TM Hauptwörter (50): [T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal]]
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Extrahierte Personennamen: Hanno
Extrahierte Ortsnamen: Karthago Sardinien Korsika Karthago Meriko Peru
168
ihn vor allen Dingen durchlesen. Da der König erklärte, er wolle die
Sache mit seinen Rathen überlegen, so zog Popillius mit dem Stabe,
den er in der Hand hatte, einen Kreis um den König und sprach:
” Ehe du aus diesem Kreise trittst, mußt du mir die Antwort geben,
die ich dem Senate bringen soll.« Betroffen über diesen gebieterischen
Ton, schwieg Antiochus ein Weilchen; dann antwortete er: >7 Ich will
thun, was der Senat verlangt." Und nun erst reichte Popillius dem
Könige als einem Bundesgenoffen und Freunde die Hand. Dieser
räumte auch sofort Aegypten, das schon ganz in seiner Gewalt war,
und schickte seine Flotte, welche die ägyptische schon bei Cyprus be-
siegt hatte, nach Hause. Daher erhielt diese Gesandtschaft bei den
auswärtigen Völkern einen großen Ruf.
Eine eben so herrische Behandlung erfuhren auch die übrigen
Bundesgenossen, weil sie sich einer geheimen Annäherung an Perseus
verdächtig gemacht hatten. Deshalb ließ der Senat die Gesandten
von Rhodus, welche den Römern Glück wünschen sollten zur Be-
siegung des. Perseus, gar nicht vor sich, und nur durch Fußfall und
Flehen in Trauerkleidern wendeten sie den Krieg von ihrem Vaterlande
ab. Rhodus hörte aber ans, Roms Bundesgenossin zu seyn, verlor
die ehemals geschenkten Besitzungen in Kleinasien und durfte keinen
Zoll von den vorüberfahrendcn Schiffen mehr erheben, der bisher eine
ergiebige Quelle ihres Reichthums gewesen war. Auch Eumenes
von Pergamus war der Verbindung mit Perseus beschuldigt worden;
aber sein Bruder Attalus vertheidigte ihn persönlich vor dem Senate.
Prusias von Birhynien kam selbst mit seinem Sohne Nikomedes nach
Rom, um dem Senate und Volke seine Ehrerbietung zu bezeigen und
zu den erfochtenen Siegen und Eroberungen Glück zu wünschen. Er
wurde sehr gnädig ausgenommen, mit einem Silbergeschirr von fünfzig
Pfund und andern Geschenken geehrt und überall auf Staatskosten
bewirthet. Doch soll er sich seines hohen Ranges sehr unwürdig be-
nommen haben; denn er nannte sich, wie Polybius erzählt, einen Frei-
gelassenen des römischen Staates, trug auf dem nach Sklavensitte
kahlgeschorenen Haupte einen Freiheitshut, bückte sich beim Eintritt in
den Rathssaal, küßte sogar dessen Schwelle, und nannte die Senatoren
seine rettenden Götter.
Um Syriens Macht zu brechen und von Rom ganz abhängig
zu machen, wurde nach des Antiochus Epiphanes Tode im I. 164
der eigentliche Thronerbe Demetrius als Geißel in Rom zurückgehalten
und der neunjährige Sohn des Epiphanes, Antiochus V. Eupator auf
den Thron gesetzt, um die Vormundschaft an den Senat zu bringen.
TM Hauptwörter (50): [T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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an seinen Amtsgenossen abgeschickt hatte, in Umbrien vom Hannibal
aufgehoben seyen. Weil der Consul, der zur Ernennung eines Diktators
berechtigt war, in Rom nicht gegenwärtig seyn konnte, so übertrug der
Senat dem Volke die Ernennung, denn dies erschien als das einzige
Rettungsmittel in der großen Roth des Staates. Das Volk ernannte
den zwar schon bejahrten, aber noch rüstigen und vorsichtigen Qu in-
tus Fabius Marimus, der von einer Warze im Gesicht den Bei-
namen V6l-0u608u8, und wegen seiner Sanftmuth und Leutseligkeit
Ovieula, Schäfchen, erhielt, zum Prodictator und stellte ihm den
kühnen, in Wort und That aber voreiligen M. Minucius Rufus
als Magister Eguitum oder Obersten der Reiterei zur Seite. Hannibal
war unterdessen durch Umbrien nach Spoletum gezogen und belagerte
die Stadt, wurde aber zurückgeschlagen und setzte seinen Aug, ohne
sich Rom zu nähern, fort durch Picenum, durch das Land der Marser
und Peligner nach Apulien. Fabius folgte ihm, ließ sich aber in keine
Schlacht ein, sondern nahm sichere Stellungen auf den Anhohen, oder
ermüdete den Feind durch Kreuz- und Querzüge. Vergebens verwüstete
Hannibal die fruchtbaren Ebenen Kampaniens, wohin er gezogen war,
und bezog am Vulturnus ein Lager. Auch gelang es ihm nicht, die
Kampaner zum Abfall zu bewegen. Als er aber wieder abziehen und
bei Casilinum durch einen Bergpaß seinen Weg nehmen wollte, sah er
sich von dem Heere des Fabius eingeschlossen, welches die Hohen ringsum
besetzt hatte. Um sich zu retten, ließ Hannibal Reißbündel auf die
Horner von 2000 Stieren binden, in der folgenden Nacht anzünden
und die Thiere mit dem brennenden Holze gegen die Römer treiben,
während er durch den Engpaß zog. Damit er nicht verrathen würde,
ließ er alle römischen Gefangenen vorher todten. Die Römer, über
die neue Erscheinung der wandelnden Feuer bestürzt, hatten den Eng-
paß verlassen, und Fabius selbst verhielt sich bis zum Anbruch des
Tages ruhig. So entkam das karthagische Heer nach Apulien.
In Rom, wo man wie im Frieden lebte, war man unwillig über
die langsame Kriegsführung des Fabius, der, wie man glaubte, durch
Eine entscheidende Schlacht den Krieg beendigen könne. Auch Miuu-
cius spottete öfters der scheinbaren Unthätigkeit des Fabius. Als daher
dieser in gottesdienstlichen Angelegenheiten nach Rom gereist war, be-
nutzte Minucius seine Abwesenheit, um über Hannibals Truppen einen
kleinen Vortheil zu erkämpfen, der das Heer und Volk noch mehr in
seiner Meinung bestärkte. Da der Senat und das Volk den Dictator
nicht absetzen konnten, so ertheilten sie dem Feldherrn der Reiterei die
gleiche Befugniß eines Oberbefehlshabers, w.e sie Fabius hatte, der
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